Seit wann besteht die Organisation und wie ist sie es zur Umsetzung der Idee gekommen?
Katrin Jullien: Leapfrog besteht seit 2011. Die Idee zur Gründung des Vereins stammt von George. Er kam vor 15 Jahren aus Kenia über die USA nach Deutschland und arbeitet hier im IT Bereich. Vor einigen Jahren traf ich ihn in Berlin. Seine Idee war, Rechner, die nach nur wenigen Jahren in Unternehmen ausgetauscht werden, weil sie nicht mehr ganz den neusten technischen Standards entsprechen oder abgeschrieben sind, Schulen, Organisationen oder Initiativen in Gemeinden in Kenia und anderen afrikanischen Ländern zur Verfügung zu stellen. Ist doch verrückt, sagte er zu mir, dass Unternehmen hier nach Lösungen zur Entsorgung für ihre Hardware suchen, während auf dem Land und in den Armenvierteln in Kenia oder anderen afrikanischen Ländern junge Menschen nach Zugang zur digitalen Welt zu suchen. So entwickelte sich die Idee zu Leapfrog. Wir unterstützen lokale Organisationen und Schulen in Ostafrika beim Aufbau eines ilab, bilden IT Trainer vor Ort aus und entwickeln gemeinsam mit ihnen die Curricula für die Kurse.
Was sind die wesentlichen Inhalte der Computer-Kurse?
Jullien: Wir bilden IT Trainer vor Ort aus, die dann Computer Basic für Beginer und Module für Fortgeschrittene, z.B. Webdesign mit PHP, MySQL, HTML unterrichten. Wir von Leapfrog geben technische und inhaltliche Unterstützung bei der Gestaltung und Durchführung der Kurse.
Wieso richtet sich das Angebot nur an Kinder und Jugendliche?
Jullien: Junge Menschen sind unsere primäre Zielgruppe, aber wir schließen ältere Menschen nicht aus. Junge Mütter sind für uns auch eine wichtige Zielgruppe. Kriterium für die Teilnahme ist einerseits die Motivation an einem IT Beginer oder Webdesign-Kurs teilzunehmen und die finanzielle Situation. Computerkurse gibt es natürlich auch in den Städten in Kenia, aber eben zu Preisen, die sich Kinder aus ärmeren Familien nicht leisten können. Zugang zur digitalen Welt und zu IT Bildung sollte aber nicht eine Frage der finanziellen Möglichkeiten sein oder des Standortes, sondern jedem Menschen offen stehen.
Wie wird der Zugang zu Computern und Internet sichergestellt und was sind die häufigsten Probleme dabei?
Jullien: Die Hardware für die Labs erhalten wir als Spende. Wir achten darauf, dass diese nicht älter als fünf Jahre sind, denn wir wollen keinen Schrott nach Afrika bringen. Die Computer werden hier aufbereitet und treten dann die Reise nach Afrika an. Seit kurzem arbeiten wir auch mit dem Verein Labdoo zusammen, die sich als eine Art Dienstleister für IT Bildungsprogramme verstehen und uns mit gespendeter und aufbereiteter Hardware unterstützen. Die Infrastruktur für Zugang zum World Wide Web ist gut in Kenia, die monatlichen Kosten für die Data bundels können wir mit Spendengeldern finanzieren. Größtes Problem sind die regelmäßigen Stromausfälle.
Wie gestaltet sich die Kooperation mit lokalen Organisationen? Sind die Mitarbeiter von Leapfrog e.V. selbst vor Ort um die Projekte zu betreuen und sich ein Bild von den Voraussetzungen zu machen?
Jullien: Die Kooperation mit den lokalen Partnern ist uns ganz wichtig, denn wir wollen Kapazitäten vor Ort aufbauen und stärken. Wir sind regelmäßig vor Ort, um IT Trainer in den Organisationen weiterzubilden und um beim Aufbau der "ilabs" zu unterstützen. Zudem bieten wir Weiterbildung für unsere Partner über unser Wiki an, wo wir Online und Offline Kurse bereitstellen. Uns ist es wichtig, dass die Organisationen das "lab" und die Kurse als das ihrige betrachten. Wir teilen unser Wissen mit den IT Trainern, sie teilen es mit ihren Gemeinden.
Welche Möglichkeiten haben die Teilnehmer nach Abschluss des Kurses das Gelernte zu vertiefen und weiterhin anzuwenden? Oder besteht die Gefahr, dass aus Mangel an Ressourcen das erworbene Wissen und die Erfolge aus dem Kurs ungenutzt bleiben?
Jullien: Neben den Computerkursen bieten wir mit unseren lokalen Partnerorganisationen auch Bewerbungstrainings und kleine Praktika bei Arbeitgebern in der Region an. Aus den Kurzpraktika haben sich auch längere entwickelt und einige Teilnehmer der Kurse haben eine Beschäftigung gefunden oder sich z.B. mit einem Schreibservice selbstständig gemacht. Kürzlich ließ uns ein junger Mann wissen, dass er über den Computerkurs einen Job in einem Internetcafé gefunden hat, der es ihm ermöglicht sein Studium zu finanzieren.
Die Kampagne "Giving Tuesday" lief 2015 zum ersten Mal auch in Deutschland. Ihr Verein hat sich zusammen mit Wirkaufens daran beteiligt. Wie ist die Spendenaktion bei Ihnen gelaufen?
Jullien: Die Aktion "Zweitphone für Computerkurs" ist bisher sehr gut gelaufen und wir haben die Aktion nun bis zum 08.12. verlängert. Also, wer noch ein altes Phone, Tablet oder Kamera im Schrank hat, rausnehmen, bei Wirkaufens eingeben und wenn es zum Verkauf kommt, mit dem Erlös über das integrierte Spendenformular einem Kind in Kenia Computerbildung ermöglichen.