Was ist Micro-Retirement?
Micro-Retirement beschreibt das Prinzip, über das Berufsleben verteilt mehrere längere Pausen einzulegen, anstatt den Ruhestand ans Ende des Arbeitslebens zu schieben. Diese Unterbrechungen können Monate oder sogar Jahre dauern und dienen dazu, sich zu erholen, neue Fähigkeiten zu erlernen, zu reisen oder persönliche Projekte zu verwirklichen.
Das Konzept wurde unter anderem von Tim Ferriss in "The 4-Hour Workweek" populär gemacht und entspricht dem Wunsch vieler Arbeitnehmenden nach mehr Flexibilität und Selbstbestimmung. Micro-Retirements unterscheiden sich von Sabbaticals oder unbezahltem Urlaub vor allem durch ihre wiederkehrende Natur und die Integration in den Lebenslauf.
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Konkrete Möglichkeiten für ein Micro-Retirement
Micro-Retirement kann auf verschiedene Weisen gestaltet werden und ist stark von den individuellen Vorlieben und der finanziellen Situation abhängig. Während manche Menschen ihre Auszeit für eine Weltreise nutzen, setzen andere auf persönliche oder berufliche Weiterentwicklung. Hier einige Beispiele:
Langzeitreisen
Viele Menschen nutzen ihre Auszeit, um eine längere Reise zu unternehmen. Ob ein Roadtrip durch Nordamerika, eine Rucksacktour durch Südostasien oder eine Auszeit in einer abgelegenen Hütte in Skandinavien – das Reisen erweitert den Horizont und hilft, neue Perspektiven zu gewinnen. Oft wird diese Zeit auch genutzt, um neue Sprachen zu lernen oder als digitale:r Nomade:in ortsunabhängig an einem eigenen Projekt zu arbeiten.
Weiterbildung und berufliche Neuorientierung
Ein Micro-Retirement kann eine hervorragende Gelegenheit sein, um sich weiterzubilden oder einen Quereinstieg in ein neues Berufsfeld vorzubereiten. Ob ein Studium, ein Online-Seminar oder eine handwerkliche Ausbildung – diese Zeit ermöglicht es, sich voll und ganz auf das Lernen zu konzentrieren. Besonders beliebt sind Programme wie Coding-Bootcamps, Yoga-Lehrerausbildungen oder berufsbegleitende Masterstudiengänge.
Freiberufliche oder kreative Projekte
Manche nutzen ihre Pause, um an kreativen oder unternehmerischen Projekten zu arbeiten. Ein eigenes Buch schreiben, eine neue kreative Tätigkeit ausprobieren oder einen Podcast aufnehmen – ein Micro-Retirement kann die perfekte Gelegenheit sein, Träume in die Realität umzusetzen. Diese Phase kann auch genutzt werden, um herauszufinden, ob eine selbstständige Tätigkeit langfristig infrage kommt.
Familienzeit
Eine längere Pause vom Berufsleben kann auch dazu dienen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Viele nutzen Micro-Retirement, um sich um ihre Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu kümmern, ohne dabei ständig unter Zeitdruck zu stehen. Gerade in der heutigen hektischen Arbeitswelt ist dies für viele ein unschätzbarer Vorteil.
Soziale oder nachhaltige Arbeit
Wer sich sozial engagieren möchte, kann sein Micro-Retirement nutzen, um in einer NGO oder einem gemeinnützigen Projekt mitzuarbeiten. Ob Freiwilligenarbeit in einem Naturschutzprojekt, der Aufbau einer Schule in einem Entwicklungsland oder die Unterstützung von lokalen Initiativen – diese Erfahrung kann nicht nur bereichernd sein, sondern auch wertvolle Soft Skills vermitteln. Dies kann auch sehr gut mit einem Auslandsaufenthalt verknüpft werden.
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Tipps für die Planung und Umsetzung
Damit ein Micro-Retirement gelingt, braucht es eine strategische Planung. Wer eine solche Auszeit in seine Karriere integrieren möchte, sollte folgende Aspekte berücksichtigen:
Finanzielle Vorsorge treffen
Da während eines Micro-Retirements in der Regel kein oder nur ein geringes Einkommen zur Verfügung steht, ist eine frühzeitige finanzielle Planung entscheidend. Es lohnt sich, ein separates Sparkonto für die geplante Auszeit einzurichten und über einen längeren Zeitraum regelmäßig Geld zurückzulegen. Auch passive Einkommensquellen wie Investitionen (idealerweise in eine nachhaltige Geldanlage) oder Mieteinnahmen können helfen, finanzielle Engpässe während der Pause zu vermeiden. Ist ein längerer Auslandsaufenthalt geplant, kannst du auch darüber nachdenken, deinen Wohnraum unterzuvermieten.
Karriereplanung einbeziehen
Je nach beruflicher Situation kann es sinnvoll sein, mit dem Arbeitgeber über Möglichkeiten wie ein Sabbatical oder eine Teilzeitlösung zu sprechen. Manche Unternehmen bieten flexible Arbeitsmodelle an, die es ermöglichen, immer wieder längere Auszeiten zu nehmen. Wer selbstständig ist, sollte sicherstellen, dass Kund:innen und Projekte während der Pause nicht gefährdet werden.
Steuern und Versicherungen klären
Ein längeres Micro-Retirement kann steuerliche und versicherungstechnische Auswirkungen haben. Beispielsweise sollten Selbstständige prüfen, ob sie weiterhin freiwillige Beiträge in die Renten- oder Krankenversicherung einzahlen müssen. Auch mögliche steuerliche Veränderungen durch eine (temporäre) Einkommensreduzierung sollten im Vorfeld geklärt werden.
Ein klares Ziel setzen
Ein Micro-Retirement ist in der Regel nicht nur eine Auszeit ohne Plan. Wer vorher klar definiert, was er oder sie in dieser Zeit erreichen möchte – sei es eine neue Fähigkeit zu erlernen, ein kreatives Projekt umzusetzen oder die bisherigen Lebensentscheidungen zu reflektieren und neu auszurichten – wird die Phase deutlich produktiver und erfüllender gestalten können.
Rückkehrstrategie entwickeln
Damit der Wiedereinstieg in den Job nicht zur Herausforderung wird, sollte bereits vor der Auszeit ein grober Plan für die Rückkehr stehen. Gibt es Möglichkeiten, beim alten Arbeitgeber wieder einzusteigen? Oder soll die Auszeit bewusst für eine Neuorientierung genutzt werden? Wer dies frühzeitig durchdenkt, kann nach dem Micro-Retirement nahtlos an die Karriere anknüpfen.
Welche Herausforderungen gibt es beim Micro-Retirement?
Trotz aller Vorteile gibt es auch einige Hürden bei der Umsetzung von Micro-Retirements. Diese sollten nicht unterschätzt, aber auch nicht als unüberwindbar betrachtet werden:
Finanzielle Unsicherheit
Besonders für Selbstständige oder Angestellte ohne Sabbatical-Option kann es schwierig sein, längere Einkommensausfälle zu überbrücken. Wer sich ein finanzielles Polster aufbaut, monatliche Fixkosten reduziert und eventuell alternative Einkommensquellen wie Freelancing oder Investitionen nutzt, kann dieses Risiko minimieren.
Karrierenachteile
Längere Pausen im Lebenslauf könnten von Arbeitgebern kritisch betrachtet werden. Doch wer seine Zeit sinnvoll nutzt und etwa eine Weiterbildung oder ein soziales Projekt während der Auszeit absolviert, kann dies als wertvolle Erfahrung im Lebenslauf präsentieren. Arbeitgeber schätzen zunehmend Arbeitnehmende, die vielseitige Erfahrungen gesammelt haben.
Sozialer Druck
Das Konzept des Micro-Retirements ist noch nicht in allen Branchen etabliert, weshalb Freund:innen, Familie oder Kolleg:innen skeptisch reagieren könnten. Hier hilft es, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, Netzwerke aufzubauen und auf erfolgreiche Beispiele von Menschen hinzuweisen, die mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht haben.
Fazit: Karriere und Selbstverwirklichung vereinen
Micro-Retirement bietet eine spannende Alternative zur herkömmlichen Arbeitswelt und erlaubt es, Pausen bewusster in das Leben zu integrieren. Mit der richtigen Planung und Strategie kann es nicht nur die Work-Life-Balance verbessern, sondern auch neue berufliche und persönliche Chancen eröffnen. Wer sich eine flexible Karriere wünscht, sollte das Konzept definitiv in Betracht ziehen!