Braucht es heutzutage eigentlich noch ein Foto von Dir in den Bewerbungsunterlagen? Es kursieren Gerüchte, man dürfe es nun auch weglassen. Es lohnt sich, darüber Gedanken zu machen und eine bewusste Entscheidung für oder wider zu treffen.
Zunächst einmal sei gesagt, dass mir keinerlei Vorschrift oder Verordnung bekannt ist, die besagt, ob ein Foto in die Bewerbungsunterlagen muss oder nicht. Sicher gibt es Standards, aber dabei ist nichts verbindlich festgelegt. Es ist und bleibt die freie Entscheidung und Verantwortung der Bewerber*innen selbst. Was vielleicht zu dem erwähnten Gerücht geführt hat: Seit der Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetztes (AGG) in 2006 stehen auch Bewerbungsunterlagen hinsichtlich Diskriminierung auf dem Prüfstand. Es ist allerdings auch eine kulturelle Frage, ob ein Lichtbild in die Bewerbung kommt. Während in den USA aufgrund der Rassismus-Thematik ein Foto generell weggelassen wird, erwarten deutsche Personaler*innen mit klarer Mehrheit ein Bewerbungsfoto. Andernfalls empfinden Sie eine Bewerbung als nicht ganz »rund«. Man könnte also sagen, das Foto rundet den ersten Eindruck ab.
Eine Ausnahme stellen tatsächlich öffentlich-rechtliche Arbeitgeber dar. Diese wünschen sich – teils sogar ausdrücklich genannt – Bewerbungsunterlagen, die eine ungerechtfertigte Diskriminierung möglichst ausschließen.
Neben den erwähnten Einschränkungen gibt es einige Gründe, die für die Verwendung von Bewerbungsfotos sprechen. Der Treffendste ist vielleicht: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte. Du kannst viel Gutes über Dich schreiben, ein Foto von Dir macht eine gewichtige Aussage über Dich als Person. Auf Bildern lassen sich Stimmung, Einstellung und Ausdruck ablesen. Dies gehört zu Deiner persönlichen Eignung, die mindestens genauso entscheidend ist wie Deine fachliche.
Damit Du mit Deinem Bild einen wirklich guten Eindruck hinterlässt, solltest Du authentisch, also echt, abgelichtet sein – einfach so, wie Du bist. Und um gleich die nächste Frage vorwegzunehmen – natürlich solltest Du lächeln. Welcher Arbeitgeber will schon unfreundliche Mitarbeiter*innen haben?
Damit Du für ein professionelles Bewerbungsfoto alle entscheidenden Punkte berücksichtigst, bekommst Du diese Checkliste an die Hand:
[x] Du vereinbarst einen Termin bei einer*einem ausgewählten Fotograf*in.
[ ] Die*der Fotograf*in nimmt sich ausreichend Zeit für Dich, so dass Du Dich entspannen und wohlfühlen kannst.
[ ] Du lässt Dich in dem Outfit ablichten, in welchem Du auch arbeiten willst mit der Tendenz »ein bisschen schicker« – und natürlich gepflegt. Idealerweise lässt du dich gleich in mehreren Outfits beim Shooting ablichten, z.B. einmal im klassischen Business Look sowie in einem etwas legereren Stil (Business Casual)
[ ] Du lächelst von innen heraus, mit einem (bewusst erzeugten) positiven Gefühl, authentisch – und damit andere gewinnend.
[ ] Du lässt Dich mit der Kamera auf Augenhöhe fotografieren. Denn genau so sollte auch eine konstruktive Kommunikation stattfinden.
[ ] Wenn Du Dich leicht von der Seite ablichten lässt und dabei direkt in die Kamera schaust, wirkst Du dynamisch und offen.
[ ] Achte auf eine gerade Körperhaltung, insbesondere Dein Kopf sollte nicht seitlich geneigt sein, da Du damit Schwäche andeutest.
[ ] Die beste Haltung hast Du wahrscheinlich im Stehen. Mit gerader Wirbelsäule und auf beiden Beinen stehend wirkst Du stabil und souverän.
[ ] Auf dem Foto sollte Dein Gesicht sehr gut erkennbar sein, denn darauf kommt es an: Hier lässt sich am meisten Persönlichkeit entdecken.
[ ] Der Kontrast zwischen Hintergrund und Dir sollte an jeder Stelle gut sein. Dabei sollte der Hintergrund Dich in Szene setzen und nicht von Dir ablenken.
[ ] Ein dynamisches, frisches und zeitgemäßes Foto ist in Farbe. Schwarz-weiß-Bilder kennen wir aus den Medien fast nur noch aus Sterbemitteilungen, alten Geschichten oder der Kunst.
[ ] Falls Du ein Selfie machst, stelle eine hohe technische Qualität der Aufnahme sicher.
[ ] In der digitalen Bewerbungsmappe (im Lebenslauf) kannst Du das Foto bequem als Datei einfügen. Achte darauf, dass die Bildqualität nicht mehr als 1 MB erfordert.
Viele Fotograf*innen sind echte Künstler*innen. Beim Bewerbungsfoto kommt es jedoch vielmehr auf die psychologische Wirkung an als auf Ästhetik im Sinne der Kunst. Manchmal lohnt sich im Fototermin ein umsichtiger Hinweis darauf.
Mehr Infos zum Thema Bewerbungsfoto findest du auf Christians Blog.
Rundum überzeugende Bewerbungsunterlagen
Das Bewerbungsfoto ist natürlich nur ein Puzzleteil einer überzeugenden Bewerbung. Bevor du überhaupt einen Termin im Fotostudio vereinbarst, ist es ratsam, dir erst einmal Gedanken dazu zu machen, was für dich deinen Wunsch-Arbeitgeber überhaupt ausmacht: In was für einer Unternehmenskultur möchtest du arbeiten? Denn danach richtet sich auch der Stil des Bewerbungsfotos. Für ein konservatives Großunternehmen präsentierst du auf dem Foto logischerweise eine andere Facette von dir als für eine hippe Werbeagentur oder ein junges Startup.
Darüber hinaus wird dir auch das schönste Bewerbungsfoto nicht in die Einladung zum Job Interview verhelfen, wenn du dein fachliches Profil, deine persönlichen Stärken und deine Motivation nicht überzeugend darstellst. Diese Checklisten helfen dir zu einem perfekt strukturierten Lebenslauf (dem Herzstück deiner Bewerbung) sowie bei der Formulierung deiner ganz persönlichen Motivation und deines individuellen Potentials.
Gute Quellen für deine Jobsuche
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Nur wenige passende Stellenanzeigen zu finden?
Falls du bei deiner Recherche nur wenige passende Stellenanzeigen findest, muss es nicht zwingend bedeuten, dass es diese nicht gibt - es könnte auch zum Teil an deiner Art zu suchen liegen. Denn die Ergebnisse, die eine Suchmaschine oder eine Datenbank ausspuckt, sind nur so gut wie die Suchbegriffe, die du eingibst. Dafür haben wir eine weitere Checkliste zum Thema zielführende Stellensuche, die dir helfen kann, mehr interessante Angebote aufzuspüren.
Plan B: Suche auf den verdeckten Arbeitsmarkt ausdehnen
Natürlich kann es - trotz sorgfältigster Recherche - sein, dass der Arbeitsmarkt für deine Branche gerade einfach gesättigt ist und nicht viele Stellen ausgeschrieben werden. Und gerade im gemeinnützigen Sektor wird ohnehin ein Großteil der Stellen - und zwar bis zu 70 Prozent (!) - wie zu Beginn erwähnt, gar nicht erst öffentlich ausgeschrieben, sondern über interne Kanäle auf dem verdeckten Arbeitsmarkt vergeben. Aber es gibt äußerst wirkungsvolle, sog. pro-aktive Netzwerkstrategien, mit denen du dir Zugang zu diesen verdeckten Stellen verschaffen kannst. Dazu findest du in unserem Blog einen umfangreichen Artikel, in dem alle Strategien des pro-aktiven Netzwerkens ausführlich erläutert werden.
Über den Autor
Christian B. Rahe bringt gute Menschen mit guten Unternehmen zusammen, damit sie gemeinsam Gutes tun. Er begleitet seit vielen Jahren Menschen in beruflichen Umbrüchen und schreibt mit ihnen »BewerbungsUnikate« für gewählte Arbeitgeber. Viele seiner Klient*innen sind hoch motivierte Quereinsteiger*innen. Mehr Informationen, Tipps und verantwortungsvolle Unternehmen findest du auf der Homepage von BewerbungsUnikate sowie auf Christians Plattform »Gute Arbeitgeber«.