Als Königsdisziplin und größte Herausforderung für Bewerber*innen wird meist das Anschreiben aufgefasst. Und obwohl es auch bei der Online-Bewerbung üblicherweise das anführende Dokument ist, wird in den allermeisten Fällen der Lebenslauf beim Lesen vorgezogen. Dennoch kann das Bewerbungsanschreiben entscheidend sein.
Einige Arbeitgeber setzen mittlerweile nicht mehr auf vollständige Bewerbungsunterlagen oder sprechen in ihren Stellenangeboten sogar ausdrücklich davon, dass Bewerber*innen auf ein Anschreiben gerne verzichten dürfen. Vielleicht wissen sie um die Hemmschwelle und zeigen sich somit tolerant oder gar empathisch. Doch mal ehrlich – wer will schon immer wieder die gleichen Floskeln und Worthülsen lesen!?
Dabei können motivierte Bewerber*innen gerade mit dem Bewerbungsanschreiben von ihrer persönlichen Eignung überzeugen. Denn während der Lebenslauf im Wesentlichen die fachliche Eignung anhand nachvollziehbarer Fakten belegt, kann er doch nur zwischen den Zeilen von der Persönlichkeit der*des Bewerber*in berichten. Und die persönliche Eignung wird in Zeiten des digitalen Wandels immer wichtiger. Doch was zählt eigentlich dazu?
Mit Abstand am wichtigsten ist wohl die Job-Motivation. Nicht umsonst gibt es unter modernen Personaler*innen den Spruch: Hire for attitude and train for skills. Oder schlicht zu Deutsch: Wer will, die*der kann. Und immer wieder wird sogar ausdrücklich ein Motivationsschreiben gewünscht. Was Arbeitgeber interessiert, ist nicht unbedingt, dass Dein nächster Karriereschritt ansteht, Dich die so genannten Job-Benefits ansprechen oder eine andere extrinsische Motivation. Vielmehr geht darum, weshalb Du diesen Job für sinnvoll erachtest oder was Dich an den Aufgaben bzw. Verantwortungen besonders reizt – also Deine intrinsische Motivation. Nicht nur bei Initiativ-Bewerbungen ist auch die Motivation für Dein Engagement bei genau DIESEM Arbeitgeber wichtig.
Ein anderer entscheidender Teil Deiner persönlichen Eignung ist Deine Art und Weise zu arbeiten und dabei erfolgreich (für andere) zu sein. Hierbei geht es um den – möglichst bewussten – Einsatz Deiner Eigenschaften, so dass andere diese als Stärken wahrnehmen. Mit einer Erfolgsstory kannst Du beschreiben, wie Du eine konkret erlebte Herausforderung durch Deine Herangehensweise und Dein individuelles Vorgehen erfolgreich gemeistert hast. Auch Deine Werte können dabei eine wichtige Rolle spielen. Mit einer greifbaren Schilderung eines »Show-Cases« kannst Du nicht nur Deinen Mehrwert für Deinen Wunsch-Arbeitgeber nachvollziehbar kommunizieren, sondern Du weckst vor allem positive Emotionen bei den Leser*innen. Und eben diese gilt es mit dem Anschreiben anzusprechen, damit Kopf und Herz ein deutliches »Ja« für Dich sprechen.
Die folgende Checkliste geht zunächst auf die Grundlagen eines gelungenen Bewerbungsanschreibens ein. Des Weiteren kommen dann die wirklich entscheidenden Punkte:
[x] Dein Anschreiben berücksichtigt die DIN 5008 für Geschäftsbriefe.
[ ] Du verwendest die gleiche Schriftart wie in Deinem Lebenslauf.
[ ] Deine vollständigen Kontaktdaten sind im Briefkopf genannt bzw. im Fuß Deiner E-Mail.
[ ] Dein Bewerbungsanschreiben passt auch mit Schriftgröße 11 auf eine DIN-A-4-Seite.
[ ] Du hast den Adressaten samt Anschrift zu 100 % korrekt geschrieben.
[ ] Der Betreff stellt klar, für welche Stelle Du Dich bewirbst und gibt zudem etwas von Deiner Persönlichkeit preis.
[ ] Du redest eine oder mehrere konkrete Ansprechpersonen mit korrektem Namen an.
[ ] Du berücksichtigst bei der Anrede die Unternehmenskultur (Sie oder Du bzw. Ihr/Euch).
[ ] Der erste Satz macht richtig Lust weiterzulesen.
[ ] In der Einleitung baust Du eine Beziehungsbrücke zwischen Dir und Deinem gewünschten Arbeitgeber auf (im Idealfall beziehst Du Dich auf das Vorfeld stattgefundene Vorab-Telefonat)
[ ] Im Anschreiben beantwortest Du insgesamt wichtige Fragen des Arbeitgebers:
- Was spricht Dich im Stellenangebot besonders an?
- Wieso möchtest Du Dich für dieses Unternehmen engagieren?
- Welche Gemeinsamkeiten bzw. Anknüpfungspunkte gibt es zwischen Euch?
- Beantwortest Du aufkommende, entscheidende Fragen aus Deinem Lebenslauf?
- Welchen Mehrwert kannst Du für das Unternehmen bieten?
- Mit welchen persönlichen Eigenschaften bietest Du einen nachvollziehbaren Vorteil?
[ ] Falls Du dazu aufgefordert bist, nennst Du Deine Gehaltsvorstellung in Zahlen.
[ ] Dein Anschreiben enthält keine Floskeln oder Copy-Paste-Phrasen.
[ ] Stelle sicher, dass Dein Anschreiben absolut fehlerfrei ist (Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung, Formatierung etc.).
Um ein wirklich gutes, also ehrlich überzeugendes, Bewerbungsanschreiben zu verfassen, solltest Du Dich zuvor selbst reflektiert und über Deinen Wunsch-Arbeitgeber möglichst detailliert recherchiert haben. Wer sich selbst und seinen künftigen Arbeitgeber kennt, kann ein besseres Angebot machen – und hat im Bewerbungsverfahren die Nase vorn!
Mehr Informationen und Insider-Tipps zum Thema Bewerbungsanschreiben findest du auf Christians Homepage.
Finde den richtigen Arbeitgeber für dich
Eine Bewerbung geht natürlich in beide Richtungen: Es geht nicht nur darum, ein Unternehmen von deinem Potenzial zu überzeugen, sondern genauso solltest du bereits vor der Bewerbung reflektieren, welche Anforderungen du an einen guten Arbeitgeber hast. Dabei hilft dir unsere Checkliste »Wie finde ich den richtigen Arbeitgeber für mich?« sowie die Checkliste für die Analyse von Stellenangeboten, die dir ebenfalls viel über deinen zukunftigen Arbeitgeber und die Arbeitsbedingungen verraten.
Viele weitere Hilfestellungen, wie du einen sinnerfüllten Job findest und deinen Wunsch-Arbeitgeber auch von deinem Potenzial überzeugst, findest du im neuen Buch von Bewerbungscoach Christian B. Rahe: »Ehrlich Bewerben - Wie Du Arbeitgeber Deines Traumjobs mit wahrlich einzigartigen Bewerbungsschreiben von Deiner Persönlichkeit und Motivation überzeugst – besonders geeignet für Quereinsteiger.« (ISBN-13: 979-8624510937).
Gute Quellen für deine Jobsuche
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Nur wenige passende Stellenanzeigen zu finden?
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Plan B: Suche auf den verdeckten Arbeitsmarkt ausdehnen
Natürlich kann es - trotz sorgfältigster Recherche - sein, dass der Arbeitsmarkt für deine Branche gerade einfach gesättigt ist und nicht viele Stellen ausgeschrieben werden. Und gerade im gemeinnützigen Sektor wird ohnehin ein Großteil der Stellen - und zwar bis zu 70 Prozent (!) - wie zu Beginn erwähnt, gar nicht erst öffentlich ausgeschrieben, sondern über interne Kanäle auf dem verdeckten Arbeitsmarkt vergeben. Aber es gibt äußerst wirkungsvolle, sog. pro-aktive Netzwerkstrategien, mit denen du dir Zugang zu diesen verdeckten Stellen verschaffen kannst. Dazu findest du in unserem Blog einen umfangreichen Artikel, in dem alle Strategien des pro-aktiven Netzwerkens ausführlich erläutert werden.
Über den Autor
Christian B. Rahe bringt gute Menschen mit guten Unternehmen zusammen, damit sie gemeinsam Gutes tun. Er begleitet seit vielen Jahren Menschen in beruflichen Umbrüchen und schreibt mit ihnen »BewerbungsUnikate« für gewählte Arbeitgeber. Viele seiner Klient*innen sind hoch motivierte Quereinsteiger*innen. Mehr Informationen, Tipps und verantwortungsvolle Unternehmen findest du auf der Homepage von BewerbungsUnikate sowie auf Christians Plattform »Gute Arbeitgeber«.